Jens Engelbrecht übernimmt in Paderborn
Seit dem 1. November hat die IG Metall Geschäftsstelle in Paderborn mit Jens Engelbrecht einen neuen Gewerkschaftssekretär. Er war viele Jahre Betriebsrat und eine gehörige Zeit davon auch Vorsitzender. Ein Schlüsselerlebnis für ihn: 2013 wollte sein damaliger Arbeitgeber Koyo von Tarifbindung nichts mehr wissen. IG Metall und Betriebsrat, dessen Vorsitzender Jens Engelbrecht damals war, gingen auf die Barrikaden. "Wir haben uns massiv gewehrt", erinnert sich der heute 53-Jährige. Im März trat der Arbeitgeber aus dem Arbeitgeberverband aus – und dann, als er merkte, welche Folgen das bei der Belegschaft hatte – ging es ihm gar nicht schnell genug, wieder einzutreten. "Wir haben alle denkbaren Aktionen gemacht. Wir haben warngestreikt. Die LKWs standen hoch bis zur Bundesstraße. Wir haben als Betriebsrat nichts mehr verhandelt mit der Geschäftsführung. Wir waren gut organisiert, das hat uns richtig Power gegeben".
Bereits sein Vater war Betriebsrat bei Dürkopp-Adler, damals ein großer Hersteller von Industrienähmaschinen mit mehreren tausend Beschäftigten in Bielefeld. Auch seine Mutter Inge arbeitete im selben Betrieb in der Vormontage. Da lag es nahe, dass Sohn Jens dort 1988 eine Lehre als Energieelektroniker beginnt, damals ein begehrter Beruf, der bedeutete, sich um die gesamte Elektrik in einem Betrieb zu kümmern. 1992 wechselte er konzernintern zu FAG, später Koyo und heute Durkopp in Künsebeck zwischen Halle in Westfalen und Bielefeld. Da blieb er 30 Jahre, bis er 2019 hauptamtlich zur IG Metall in die Geschäftsstelle Bielefeld wechselte.
Den Hauptamtlichen der IG Metall war er zuvor schon aufgefallen. Der Betrieb, in dem er aktiv war, war gut organisiert, durchsetzungsstark und erreichte vieles für die Kolleginnen und Kollegen. Und Jens Engelbrecht war ein Experte in Sachen Entgeltrahmenabkommen (ERA) und damit eine durchaus seltene Spezies – er gab da schon Seminare für andere Betriebsräte zu dem Thema.
Bereits als Vierjähriger nahm ihn Vater Gerd an die Hand und ging mit ihm zur 1. Mai-Kundgebung. "Ich komme aus einer Gewerkschafterfamilie", sagt Jens Engelbrecht. Und schon bald hatte er mitbekommen, dass die Beschäftigten ohne einen aktiven Betriebsrat schlechte Karten haben. "Die Betriebsratsbrille habe ich heute noch auf, einfach weil ich über 20 Jahre im Betriebsrat war und in der Zeit viel passiert ist. Ich will sie auch gar nicht ablegen. Aber heute handele ich mit mehr Distanz, weil ich nicht unmittelbar betroffen bin. Das ist auch gut so, denn so ganz ohne Abstand ließen sich die vielen schwierigen Dinge in den Betrieben gar nicht aushalten", sagt er. Als Politischer Sekretär hat er an vielen Stellen grundsätzlichere Möglichkeiten, sich einzubringen, etwa wenn es um Tarifverträge geht.
In der Geschäftsstelle Bielefeld war er seit 2019, nun der Wechsel nach Paderborn. Dort findet sich das Team gerade neu. Jens Engelbrecht wird ERA- und Bildungsexperte bleiben – und wie alle anderen Hauptamtlichen auch, Branchen und Betriebe betreuen. Er freut sich auf die neuen Aufgaben und Menschen. Seinen Lebensmittelpunkt belässt er in Bielefeld, dort lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern, 17 und 11 Jahre jung. Seine knappe Freizeit verbringt er mit der Familie, früher fotografierte er gerne und ausgiebig, dafür findet er heute keine Zeit mehr. Der Kontakt zu seinen alten Betriebsratskollegen hält er, mit einigen ist er bis heute eng befreundet, trifft sich zum Bier oder zum Fußball-Schauen. Im Privaten und Beruflichen zeigt sich: Er ist jemand, der dranbleibt, der verbindlich und zuverlässig ist und Dinge mit guten Ideen und Struktur voranbringt.