Martina Bee: Mit Herz und Haltung von Paderborn nach Bielefeld Brückenbauerin geht

Nach 26 Jahren IG Metall Paderborn beginnt für Martina Bee ein neues Kapitel in Bielefeld. Mit viel Herz, Erfahrung und dem Blick für das Menschliche geht sie ihren Weg weiter – entschlossen, verbunden mit ihrer Heimat und getragen von gelebten Werten.

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14. Oktober 2025 14. Oktober 2025


Brückenbauerin geht

"Wann, wenn nicht jetzt?" Eine Frage, die bereits die Antwort beinhaltet. Martina Bee hat seit 26 Jahren in der Geschäftsstelle der IG Metall Paderborn gearbeitet. Seit Anfang Oktober ist die 57-Jährige nun Bevollmächtigte der IG Metall Bielefeld, eine Aufgabe, die sich fortan mit Oguz Önal im Team teilt. Im September haben sie die Delegierten der IG Metall Bielefeld mit großer Mehrheit in ihr Amt gewählt.

Und so fährt Martina Bee nun nahezu täglich auf der Autobahn 33 von Paderborn nach Bielefeld und wieder zurück, denn wohnen bleibt sie im Riemeke-Viertel in der Domstadt. Die Garagen liegen in Bielefeld und Paderborn unter der Geschäftsstelle, beide sind verdammt eng. Die Organisation IG Metall kennt sie längst aus dem Effeff. Und doch sind da neue Kolleginnen und Kollegen, neue Betriebe, andere Gesichter.

Das eine Auge, das sich auf neue Menschen und Aufgaben freut, lacht. Das andere weint. 26 Jahre sind eine lange und intensive Zeit, in der Martina Bee viel bewegt hat. Angefangen hat sie in der Betreuung der Jugend. Strukturen aufzubauen war ihr wichtig, eine Geschäftsstelle, die für die Mitglieder da ist. Später dann war sie unter anderem für die Handwerksbranchen zuständig.

Aufgewachsen in Bad Lippspringe, sind Paderborn und Umgebung ihre Heimat. Dort leben die Menschen, die ihr wichtig sind. Dort engagiert sie sich auch über die IG Metall hinaus. Dass ihr Vater Polizist war, hat sich bei ihr eingebrannt. Ein Demozug von Kollegen, die vom Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht waren, führte vor längerer Zeit vom Nixdorfpark Richtung Arbeitsamt. Martina Bee, die Gewerkschaftssekretärin und Anmelderin, vorneweg im Auto. Als dann eine Ampel auf Rot springt, hält sie an, obwohl der Zug von der Polizei gesichert wird und sie uneingeschränkte Vorfahrt hat. Eine Anekdote, die noch heute gerne erzählt wird. Aber das Motto: Platz da, jetzt komme ich, war noch nie ihres. Klar, entschlossen und gut organisiert ist sie, aber auf Krawall gebürstet nicht. Sie selbst sieht sich als Brückenbauerin. Sie spricht, verhandelt, überzeugt.

Erst wenn nichts anders mehr hilft, geht sie in Aktion. Besonders beeindruckt hat sie in jüngster Zeit der Warnstreik der Beschäftigten bei CWS in Warburg. CWS, das sind die Textilen Dienste. Eine Branche, deren Beschäftigte die IG Metall vertritt, sehr überwiegend Frauen. Löhne und Gehälter gerade mal so über dem Mindestlohn. Dass die Beschäftigten dort auf die Straße gehen und mit Nachdruck und entschlossen für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen einstehen, bewegt sie.

Was sie hingegen ärgert, sind ausgefahrene Ellebogen, damit verbundene Machtausübung und auch ein Entfernen von den eigenen Wurzeln. Sie hat Industriekauffrau gelernt, war zwölf Jahre in einem Betrieb und auch Betriebsrätin. Achsen- und Fahrzeugteile für PKW-Anhänger stellte BPW her. Im vergangenen Jahr ging der Betrieb in Sennelager pleite, Martina Bee hatte die traurige Aufgabe, einen Interessensausglich mit zu verhandeln. Die Erfahrungen, die sie als Betriebsrätin gemacht hat, sind ihr wichtig, auch in der IG Metall-Geschäftsstelle war sie Betriebsrätin – diese Werte will sie weiterleben. Nun steht sie vor der Herausforderung, die Perspektive einer ehemaligen Betriebsrätin mit den Aufgaben einer Geschäftsführerin zu verbinden. Gelingt das, kommt etwas sehr Menschliches dabei raus.

"Der Dank an Martina kann gar nicht groß genug sein. Sie war für die Geschäftsstelle prägend und hinterlässt nicht nur eine Lücke, sondern auch viele Dinge, die sie organisiert hat und die bleiben", sagt Konrad Jablonski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Paderborn.